Yorkin-Indianer
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Im Jahre 2005 reiste ich das erste Mal zu den Yorkin Indianern – ein Volk, das im Urwald von Costa Rica lebt. Ich hatte etwa ein Jahr zuvor Kontakt zu ihnen bekommen. Sie erklärten sich bereit, mir den Wald und ihr Leben zu zeigen.
Einige Tage lebte ich bei und mit ihnen. Ich besuchte sie in den dauffolgenden Jahren immer wieder. Jedes Mal konnte ich mit neuem Wissen in die Zivilisation zurückkehren.
Die Indianer lebten auch damals schon im Regenwald im Wissen, dass die Technik durchaus was zu bieten hat. Entgegen unserer Vorstellung lebten und leben indianische Völker im Urwald mit Strom, fließend Wasser und heute sogar mit mobilem Telefon.
Dennoch pflegen sie parallel dazu ihre traditionelle Lebensweise. Sie kochen über Feuer, geben ihre Herkunftsgeschichte an die Kinder weiter und leben weitgehend autark mit ihrem Wald.
Ich hatte damals die Idee, dass ökologisch nachhaltiger Tourismus eine gute Methode sei, um neben dem schlecht bezahlten Verkauf von ökologisch angebauten Bananen und etwas Kakao an Einnahmen zu erzielen.
Ich wurde oft von den Yorkin dafür ausgelacht. 2013 staunte ich daher sehr, als ich auf dem Weg zu den Indianern war. An der Anlegerstelle des Bootes, welches zu den Indianern fährt, warteten viele Touristen.
Wie ich erfuhr hatten sie tatsächlich mit dem Tourismus begonnen und diesen im Verlaufe der Zeit sehr gut ausgebaut. Es gibt einen Naturerlebnispfad und Übernachtungsmöglichkeiten.
Ich fuhr in jenem Jahr mit einem schlechten Gefühl zurück. War es damals wirklich so gut von mir ihnen den Tourismus schmackhaft zu machen? Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass dieser Massentourismus wohl gar nichts mit meinen Gesprächen zu tun habe.
Heute, im Jahre 2021, bin ich zufrieden damit, wie sich alles entwickelt hat. Der Tourismus wirkt sich nicht negativ aus. Die Jahre mit dem Tourismus haben das Volk nicht verändert. Es gibt noch immer das traditionelle sehr familiäre Indianerleben, die Bananen und die Kakao-Zucht. Parallel dazu kommen einige Touristen und guckten interessiert, machen Fotos – ein echter Gewinn für beide Seiten.
Daneben hatte ich schon damals die Idee, das ich ein Floß nach traditioneller Yorkin-Art bauen möchte. Hintergrund war eine Reise im Jahr 2002. In Brasilien hatte ich mir alleine ein Floß aus Holz zusammengebaut und war damit über den Rio Negro gefahren. Das Gefährt hielt einige Tage bis es immer schwerer wurde. Meine Vermutung ist bis heute, dass sich das Holz immer mehr mit Wasser vollgesogen hatte. Zudem hatte sich alles aufgescheuert und war kaum noch stabil. Letzten Endes musste ich die Expedition aufgrund eines Überfalls beenden.
Seitdem wollte ich wissen, wie die Indianer das Floss bauen würden. Also habe ich die Yorkin gebeten, mir zu zeigen, wie es funktioniert, da ich gerne mit einem Floß fahren würde. Sie waren etwas verwundert über diesen Wunsch. Sie meinten mit großem Erstaunen, es wäre das erste Mal, dass ein Fremder mit einem Floß fahren wollte. So haben die Yorkin es mir erklärt, gezeigt und zu meiner Überraschung sind wir sogar die gesamte Strecke in die Zivilisation mit dem Floss zurückgefahren, statt mit einem klassischen Einbaumboot.
Ich habe auf der beschwerlichen Floßfahrt den Sonnenbrand meines Lebens bekommen und bin dennoch überglücklich über diese sehr besondere Erfahrung.